Synoptische Übersicht Kurzfrist - täglich 08 und 18 Uhr UTC
Synoptische Uebersicht - Kurzfristausgegeben am Montag, den 30.06.2025 um 18 UTC SCHLAGZEILE:Heißes, zunehmend auch extrem heißes Sommerwetter, teils mit überregional auftretenden Tropennächten. Im Südwesten, zum Mittwoch im Nordwesten erhöhte Gewittergefahr, teils mit Unwetterpotenzial. Hohe bis sehr hohe Waldbrandgefahr. Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC Aktuell ... beeinflusst ein kräftiger Höhenkeil (peripher des 90iger Perzentilsbeim Geopotenzial) das Wetter in Deutschland. Das entsprechende Bodenhoch namensBETTINA liegt mit seinem Kerndruck von etwas über 1020 hPa über Norddeutschland und gleichzeitig mehr oder wenig mittig unter der Höhenkeilachse. Dabei beeinflusst den Norden und Osten noch eine modifizierte subpolare Luftmasse, die rückseitig des kräftigen Tiefdruckgebietes CORNELIUS über Westrussland in den Norden und Osten von Deutschland herangeführt wurde. Dabei liegen die Taupunkte aktuell in den genannten Regionen bei 1 bis 7 Grad, in Richtung Nord und Ostsee um 12 Grad. 06Z Lindenberg spiegelt das Geschehen recht gut wider mit einer nahezu isothermen Schichtung zwischen 1.5 und 3 km AGLund einer noch vorhandenen hochreichenden, jedoch schwachen KLA. 12Z zeigte bereits eine leichte Zunahme der Inversion bei rund 700 hPa mit einem Abbau der isothermen Schicht. Entsprechend liegen die abendlichen Werte meist zwischen 19 und 27 Grad mit den niedrigsten Werten im Umfeld der Küsten. Dank der niedrigen Taupunkte lässt sich diese Wärme noch gut aushalten, weshalb für diese Regionen auch noch keine Hitzewarnungen benötigt wurden.Anders sieht es auf der West und Südflanke von BETTINA aus. In den Westen und Süden konnte sich eine subtropisch anmutende Luftmasse einfinden, deren Feuchte gespeist wurde aus Resten der jüngsten, nach Osteuropa ablaufenden Frontpassagensowie durch Anbindung zum subtropischen Sektor des Ostatlantiks. Die geschichtete PW Darstellung zeigt hochreichende Feuchte, die um den Keil herangeführt wurde/wird, sodass TPW Werte von 2530 mm vorhanden sind, was in etwa einer Anomalie von 20% zur Hintergrundklimatologie entspricht. 00Z Aufstiege von Payerne oder IdarOberstein bestätigen diese Werte. Diese Werte betreffen in Deutschland aber nur den Südwesten und äußersten Süden. Bodennah spiegelt sich diese Luftmasse durch Taupunkte von 15 bis 18 Grad im Südwesten und Süden wider sowie einem breiten Übergangsbereich mit Werten von 12 bis 15 Grad über der Mitte bis zum Bayerischen Wald. Dabei kommen die gemäßigten Taupunkte bis heute Abend noch etwas weiter nach Westen und Süden voran. Bezüglich Gewitterpotenzial sollte dieses heute Abend nur im äußersten Südwestenund Süden in Form einzelner konvektiver Umlagerungen umgesetzt werden in etwa südlich einer Linie Allgäuer Alpen Straßburg.Die von Osten noch einsickernde trockene Luftmasse sowohl in der Höhe, wie auch am Boden erhöht das "entrainment Problem" großflächig, sodass die gezeigten 500 bis 1000 J/kg MUCAPE meist deutlich geringer ausfallen. Nur in dem genannten Streifen im äußersten Südwesten und Süden deutet sich ausreichend Feuchte an, sodass die dort anvisierten 10002000 J/kg MUCAPE als realistisch angesehen werden können. Wenngleich die Numerik bis jetzt den Abend noch trocken belässt,so agiert die Konvektion im Westen der Schweiz grob eine Stunde vor den jüngstenRUC Läufen, zumal entlang des Schwarzwaldes aktuell (14Z) verstärke Kumulusentwicklung auszumachen ist. Von daher kann zum Abend bereits das erste Gewitter nicht ausgeschlossen werden. Ausreichend CAPE für teils größeren Hagel von 2 oder 3 cm Durchmesser ist während der Entwicklung der Gewitter ebenso wahrscheinlich wie heftiger Starkregen um 30 l/qm in kurzer Zeit (punktuell auchmehr) und einzelne heftige Abwinde (teils bis in den Sturmböenbereich, Bft 9). Die betroffene Fläche ist aber als sehr isoliert anzusehen.Ansonsten gehen wir sonnig und trocken in den Abend.Die abendlichen Werte liegen über der Mitte und dem gesamten Süden bei 29 bis 34Grad. Abseits der Konvektion wird ein schwacher, im Nordosten auch mäßiger Nordostwind erwartet. In der Nacht zum Dienstag dauert die "Blubberei" entlang einer schwachen, von den Vogesen zu den Allgäuer Alpen gerichteten seichten Massenflusskonvergenz weiter an. Lokal unwetterartige Entwicklungen sind in der ersten Nachthälfte noch möglich, bevor die Intensität immer geringer wird. Einzelne Schauer sind aber auch nach Mitternacht noch möglich. Ansonsten verläuft die Nacht klar und trocken. Die Reste der modifizierten subpolaren Luftmasse laden nochmal zum Durchlüften ein mit 14 bis 10 Grad von Bayern bis nach Niedersachsen und Werten von 11 bis 9 Grad im gesamten Nordosten. Derweilen bleibt es mit 19 bis 15 Grad im äußersten Westen und Süden bereits deutlich milder und vielerorts sollte es für eine Tropennacht ausreichen. COSMOLEPS und EZEPS heben für eine Tropennacht besonders den Südwesten bis zum Niederrhein hervor (inklusive Oberrhein, RheinMain Gebiet). Dienstag ... wandert BETTINA nach Polen und wir gelangen immer mehr unter den thermischen Rücken, der sich von Frankreich bis nach Deutschland erstreckt. Dabei steigen die 850 hPa Temperaturwerte im Westen auf 20 Grad und sonst auf 16bis 19 Grad.Während den Osten noch die Reste der subpolaren Luftmasse mit Taupunkten bodennah von unter 10 grad beeinflussen, liegen diese im gesamten Westen und Süden bei 15 Grad oder mehr.Dank ungehinderter Einstrahlung von einem wolkenlosen und staubarmen Himmel liegen die Höchstwerte im gesamten Osten zwischen 29 und 34, lokal auch bei 35 Grad. Allerdings handelt es sich hierbei noch um eine recht trockene Hitze.Anders sieht es im Süden aus, wo ähnliche Maxima bei höheren Taupunkten unangenehmer auffallen sollten. So richtig drückend heiß wird es im Südwesten und Westen, wo neben der hohen Luftfeuchtigkeit die Temperaturmaxima zwischen 34und 38 Grad liegen, was regional einer extremen Hitze gleichkommt. Vorhersagesoundings aus dem Südwesten zeigen ein weiteres Anheben der Durchmischung von 2000 auf rund 2600 m AGL, was die erneute Zunahme der Höchstwerte zur Folge hat.Mit dem kräftigen Tagesgang wird eine anfängliche schwache Deckelung in rund 1 bis 3 km AGL (regional stark schwankend) recht zügig abgebaut. Insofern nimmt bis zur Mittagszeit die dekorative Quellbewölkung im Westen und Süden immer weiter zu und ab der Mittagszeit sollten sich dann ausgehend vom Schwarzwald undder Schwäbischen Alb Gewitter entwickeln. MUCAPE bis 2000 J/kg bei geringer Scherung in der gesamten Troposphäre sind gut für langsam ziehende, aber kräftige Aufwinde, die ohne Weiteres nach Zündung mit größerem Hagel, teils auchmit großen Hagelansammlungen und Starkregen von punktuell um 30 l/qm in kurzer Zeit einhergehen. Im ID2EPS ergeben sich auch Wahrscheinlichkeiten für mehr als40 l/qm in kurzer Zeit (extremes Unwetter), diese Spitzen sind aber wohl nur beiInteraktion von Zellen bzw. entlang der Orografie zu erwarten. Neben den genannten Parametern sticht aber auch der Wind ins Auge. In der hochreichend durchmischten Grenzschicht deutet sich der Überlapp aus reichlich abgehobenem MUCAPE über einer "invertedV" Grenzschicht ab, was neben heftigen Abwinden durch den fallenden üppigen Niederschlag auch kräftige Abwinde durch Verdunstungsabkühlung zur Folge hat. Im ID2EPS ergeben sich weiterhin lokale Spitzen bis in den Bft 10/11 Bereich und selbst ein Bft 12 DownburstEreignis scheint nicht ausgeschlossen zu sein. Auch die Feuchtkugeltemperatur von 19 bis 22 Grad hebt das Verdunstungs und Abkühlungspotenzial hervor, wie auch der etwas unscharfe Parameter DCAPE von rund 12001400 J/kg. Summa summarum erscheint daher am Dienstag im Bereich von der Pfalz bis zur Fränkischen Alb undsüdlich davon bis zur Schweiz/ dem Allgäu das Unwetterpotenzial erhöht zu sein teils durch Hagel und Regen, aber auch den impact betreffend durch den markantenbis lokal unwetterartigen Wind. Es muss auch die Ausbildung einer überregionalenBöenlinie mit markanten Böen abseits der eigentlichen Konvektion in Betracht gezogen werden.Auch in Richtung Eifel sind einzelne Gewitter zu erwarten, hier fällt das Unwetterrisiko dank etwas niedrigeren Labilitätswerten geringer aus, ist aber nicht gleich null.Entlang und nördlich der zentralen Mittelgebirge scheint die Sonne bis zum Abendund es bleibt trocken.Abseits der Gewitter kommt der Wind meist schwach aus Ost bis Nordost, im Südwesten jedoch aus unterschiedlichen Richtungen. In der Nacht zum Mittwoch fallen die letzten Schauer und Gewitter im Süden raschin sich zusammen. Nachfolgend verläuft die Nacht meist klar und trocken. Auch sonst wird im Rest der Republik eine trockene und klare Nacht erwartet.Die Minima liegen meist zwischen 19 und 13 Grad mit den niedrigeren Werten im Osten. Die Signale für eine Tropennacht steigen innerhalb der Ensembleverfahren im gesamten Westen deutlich an, sodass die anvisierten Minima mit 24 bis 20 Gradnicht nur von den Werten, sondern auch in der Fläche deutlich üppiger als MOSMIXausfallen. Lokal können mit Hilfe der Orografie auch noch höhere Minima nicht ganz ausgeschlossen werden. Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC Mittwoch ... gelangen wir zunehmend auf die Trogvorderseite, verbleiben aber weiterhin im Einflussbereich des mächtigen Höhenkeils und somit dominiert weiterhin Absinken auf der synoptischskaligen Ebene. Der thermische Rücken schiebt sich nun komplett nach Deutschland rein, sodass die Temperaturwerte in 850 hPa von der Oder bis ins Saarland und von der Donau bis nach Hamburg bei 20 bis lokal 22 oder 23 Grad liegen. Vorhersagesoundings deuten ein Durchmischen bis grob 3 km AGL an, was die Spitzenwerte bei durchweg hervorragender Einstrahlung bis ins Unerträgliche hochjagt. Von der Eifel/Pfalz bis zur Oder liegen die Maxima bei 35 bis 38 Grad eine wirklich beeindruckend große Fläche mit diesen Maximalwerten. Inwieweit die bodennahe Überadiabate die Spitzenwerte auf 39 Grad oder lokal (gerundet) 40Grad anhebt, ist nur von akademischem Interesse. Es könnte sein, dass eine seichte Inversion bei 700 hPa eine hochreichendere Durchmischung unterdrückt. Zudem nimmt der Staubanteil in der Troposphäre etwas zu. Gleichzeitig fällt ein bisschen der Nordwesten von Deutschland ins Auge, wo die 850 hPa Temperaturwertejenseits des 99%Perzentils liegen und wo im Zuge eines mäßigen warmen jets präfrontal einer über dem Ärmelkanal/der Deutschen Bucht liegenden Kaltfront (inklusive präfrontaler Bodenkonvergenz) die höchsten 8501000 hPa Schichtdickenerzielt werden. Dies könnte dann für das Ruhrgebiet die absoluten Spitzenwerte nach sich ziehen. Nach ICON wäre von diesen Maxima der niedertrop. Schichtdicke allerdings auch das RheinMain Gebiet betroffen und diese Region wird auch von den Ensembleverfahren am deutlichsten hervorgehoben für potenzielle Spitzenwertedes Tages. Aber abseits dieser meteorologischen Feinheiten bleibt unter dem Strich, dass der Mittwoch flächig extrem heiß ausfallen wird, besonders den Rhein entlang wohl auch mit einer extremen Hitzebelastung und ansonsten deutschlandweit mit einer Hitzebelastung. Abseits der hohen UV und Hitzebelastung sowie einer nahezu deutschlandweit hohen bis sehr hohen Waldbrandgefahr darf man natürlich nicht das Thema Konvektion aus den Augen lassen.Trotz der Durchmischung und der Abnahme der Taupunkte bleibt im Südwesten und Süden eine ausreichend feuchte Grenzschicht vorhanden, die für 10001500 J/kg MUCAPE gut ist. Schwache Scherung sorgt erneut für langsam ziehende Konvektion besonders entlang des Schwarzwaldes, der Schwäbischen Alb bis ins Allgäu hinein.Allerding trocknet das anhaltende Absinken unter dem Keil auch die mittleren Bereiche der Troposphäre weiter ab, sodass entrainment ein Thema wird, was ggf. die realen MUCAPE Werte deutlicher drückt als am Vortag. Dennoch sind in den genannten Bereichen einige heftige Gewitter mit Starkregen um 25 l/qm in kurzer Zeit, teils mit größerem Hagel (Durchmesser) oder großen Ansammlungen kleineren Hagels und Sturmböen bis Bft 9 zu erwarten. Diese Konvektion dürfte sich zum Abend allmählich abschwächen. Anders sieht es im Nordwesten der Republik aus, wo die von Benelux nahende Bodentiefdruckrinne mit hohem Feuchtegehalt auf erhöhte hochreichende Scherung entlang der Frontalzone trifft und somit dieser Überlapp der Parameter für organisierte Konvektion gut ist. Einige Fragen bleiben aber noch offen. Eine dieser Fragen ist, wie gedeckelt die Luftmasse sein wird, was sich auch auf den Grad der Organisation der Gewitter auswirkt. Auch eine rasch der Konvektion vorauseilende Böenfront (cold pool getrieben) könnte störend fungieren. Sturmböen, strichweise auch schwere Sturmböen, lokal großer Hagel und heftiger Starkregen sollten aber sicherlich ein Thema sein und für einige Unwetterwarnungen gut sein.Meist weht der Wind schwach aus Süd bis Südost und dreht im Westen zunehmend aufSüdwest, rückseitig der Konvektion auf Nordwest. In der Nacht zum Donnerstag schwächt sich die Konvektion im gesamten Norden zögernd ab, während die Nacht im Süden klar und trocken über die Bühne geht (nach Abklingen letzter abendlicher Schauer und Gewitter). Die Nacht wird vielerorts sehr mild in einem Streifen vom RheinMain Gebiet bis nach Berlin bis in die zweite Nachthälfte mit Temperaturwerten von teils über 25 Grad und letztendlich zahlreichen Meldungen tropischer Minima. In Richtung Niederbayern und auch im Emsland kühlt es auf 16 bis 14 Grad ab. Modellvergleich und einschätzungDie Numerik erfasst diese Kurzfrist recht homogen, was auch die Annäherung des Troges zum Mittwoch betrifft. GFS und ICON zeigen den Trog über England etwas schärfer, letztendlich dürfte aber die der Kaltfront vorauseilende Bodentiefdruckrinne den Ton mit Blick auf die Gewitteraktivität angeben. Bezüglich deren Lage und Intensität ergeben sich allerdings noch einige zeitliche und räumliche Unschärfen.Bezüglich der Konvektion morgen (am Dienstag) im Südwesten sticht eine Vorabinformation zwar nicht zwingend ins Auge, kann jedoch auch nicht kategorisch ausgeschlossen werden. Besonders die Schiene entlang der Schwäbischen Alb und des Schwarzwalds könnte bei anhaltender Konsistenz vom D2 und ggf. später von RUC hervorgehoben werden. Externe Modelle streuen bezüglich der Foki aber noch recht deutlich. Vorhersage und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Helge Tuschy |
Synoptische Übersicht - Kurzfrist
Die Synoptische Übersicht - Kurzfrist zeigt auf der Grundlage der verschiedenen Modellrechnungen die Einschätzung und Entwicklung des Wetterverlaufs für den Zeitraum Heute bis Übermorgen.
Erläuterungen zum Aufbau des Berichtes sowie die Bedeutung der speziellen Begriffe und Abkürzungen finden Sie hier
Aufbau und Erklärungen